Here's To Life
AUF 2017!
AUF DAS LEBEN UND AUF DIE MUSIK!
Unser Jahr 2016 hatte am 31. Jänner, an Schuberts Geburtstag mit einer Listening Party unserer Winterreise, von der wir dachten, dass sie fertig sei, begonnen. Nicht ganz...wie sich herausstellen sollte. Am nächsten Tag rief mich mathias an, weil er mit mir reden wollte. Wir setzten uns zusammen und seiner Meinung nach waren wir noch nicht fertig mit der Winterreise, genauer gesagt, war ich noch nicht wirklich fertig und noch nicht dort wo ich hätte sein können. Tief in mir wusste ich, dass es stimmte, aber es war schwer für mich dies zuzugeben. Ich fühlte mich noch nicht bereit dieser Tatsache ins Auge zu blicken. Aber ich wusste, aufgeben war keine Option. Und um noch einmal von vorne zu beginnen, brauchte ich Abstand. Also ging ich im Februar los. Im wahrsten Sinne des Wortes: ich ging mehr als einen Monat lang 800 km zu Fuß. Während dieser Wanderung wurde mir vieles klarer und je länger ich ging, desto mehr konnte ich meine Ängste loslassen und meinen Aufgaben gegenübertreten. Als ich dann nach Wien zurückgekehrte, wusste ich was ich zu tun hatte. Es war mir klar, welche Stücke bereits fertig waren und welche ich neu aufnehmen musste. Auf jeden Fall stellte ich fest, dass alles seine Zeit braucht. Immer wieder gab es Momente, in denen ich am liebsten alles hingeschmissen hätte und jeden meiner Schritte angezweifelt habe, aber das einzige, was wirklich zählt, ist genau in diesen Momenten weiterzugehen und sich selber zu vertrauen.
Als wir im Sommer zwei Konzerte hintereinander im Porgy & Bess spielten, sang ich genau in dieser Woche das letzte Take der Winterreise ein. Ich nahm also noch einmal das Wirtshaus auf, allein am Flügel im Porgy und das war’s dann. Die Winterreise war im Kasten.
Nach den zwei Konzerten mit drei verschiedenen Programmen (ein Set Winterreise, ein Set My Poet’s Love und zweimal ein Set Songs of the Vienna Art Orchestra) war es höchste Zeit, mich voll und ganz auf unser neues Programm The Schumann Songbook zu konzentrieren, dessen Premiere dann am 2.November im Porgy statt fand. Ich liebe diese Lieder und die Art und Weise, wie mathias sie neu arrangiert hat. Die Arbeit mit Schumann fühlte sich sehr natürlich an, fast so, als ob ich diese Lieder schon seit Jahren kennen würde. Bei einigen davon wusste ich schon gleich zu Beginn, wie ich sie singen wollte, und das Üben bereitete mir große Freude.
Es war uns von Anfang an klar, dass unser Schumann Songbook geteilte Reaktionen hervorrufen könnte, weil in jedem Arrangement diesmal auch Originalteile vorkommen. Es war uns bewusst, dass man unsere Art mit dem romantischen Kunstlied umzugehen, sehr kritisch betrachten oder eben auch nicht mögen kann. Etwas zu verändern, dass eine lange und starke Tradition mit sich bringt, wird wahrscheinlich immer bis zu einem gewissen Grad polarisieren. Mit Ablehnung umzugehen wird aber vor allem dann schwierig, wenn Vorurteile im Spiel sind, die sich als Meinungen tarnen und manchmal kommt es mir so vor, als ob die Klassik und der Jazz unter ähnlichen Vorurteilen zu leiden haben. Die Frage, die sich für mich persönlich stellt ist: Kann man/darf man diese Lieder so singen wie ich sie singe?
Zum Schluss möchte mich bei all jenen von Herzen bedanken, die uns im vergangenen Jahr unterstützt haben. Jetzt ist es also soweit: diesen März wird A Winter’s Journey mit allen 24 Stücken erscheinen. Ich möchte mich bei den Solisten Klaus Dickbauer, Sabine Hasicka, Roman Janoska, Mario Rom, Joris Roelof, Fabian Rucker, Harry Sokal sowie bei der Rhythm Section bestehend aus Hans Strasser, Ingrid Oberkanins und mathias rüegg aufs allerherzlichste bedanken. Das Erscheinen unserer Reise gibt uns gleichzeitig die Möglichkeit, einen Moment durchzuatmen und Kraft zu tanken. Während ihr euch unsere Winterreise in Bälde anhören könnt, haben wir die Chance innezuhalten und gleichzeitig mit Vorbereitungen für eine neue Reise zu beginnen...
EIN FROHES NEUES JAHR wünscht euch Lia!